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Tauchen mit Handicap

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Gliederung

1. Einleitung
2. Tauchen mit Handicap
2.1 Wer kann tauchen?
2.1.1 Menschen mit Rückenmarksverletzungen
2.1.2 Menschen mit einem Kopftrauma
2.1.3 Menschen mit zerebraler Lähmung
2.1.4 Menschen mit Amputationen
2.1.5 Menschen mit eingeschränktem Hörvermögen
2.1.6 Blinde und Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen
2.1.7 Menschen mit multipler Sklerose (Enzephalomyelitis disseminata)
2.1.8 Menschen mit muskulärer Dystrophie
2.1.9 Diabetiker
2.1.10 Epileptiker, Menschen mit Krampfanfällen
2.1.11 Asthmatiker
2.1.12 Geistig behinderte Menschen
2.2 Medizinische Aspekte
2.2.1 Leistungsfähigkeit
2.2.2 Dekompressionskrankheit
2.3 Tauchausbildung
2.3.1 Die Tauchlehrerausbildung
2.3.2 Tauchausbildung der Behinderten
2.3.3 Multilevel Zertifikation
2.3.4 Theorievermittlung
2.3.5 Vorgegebene Standards
2.4 Tauchausrüstung
2.4.1 Tauchanzug
2.4.2 Gewichtssystem
2.4.3 Tarierweste
2.4.4 Schwimmhilfe
2.4.5 Pressluftflasche
2.4.6 Schnorchel
2.4.7 Lungenautomat
2.4.8 Maske
2.4.9 Instrumente
2.4.10 Lampe
2.4.11 Transporthilfe
2.5 Kosten
2.5.1 Ausbildung
2.5.2 ABC-Ausrüstung
2.5.3 Tauchanzug
2.5.4 Tarierweste
2.5.5 Gewichtssystem
2.5.6 Lungenautomat
2.5.7 Pressluftflasche
2.5.8 Lampe
2.5.9 Eigene Ausrüstung
2.5.10 Kosten pro Tauchgang
2.6 Tauchen als Therapie
2.6.1 Körperliche Auswirkungen des Tauchens
2.6.2 Psychologische Auswirkungen des Tauchens
2.6.3 Soziale Auswirkungen des Tauchens
2.6.4 Beispiele aus der Praxis
2.7 Integration durch Tauchen
2.7.1 "Buddy"-System
2.7.2 Gleichzeitige Aktivität
2.7.3 Gegenseitige Rücksichtnahme
2.7.4 Urlaubsreisen
2.7.5 Offener und lockerer Umgang unter Tauchern
2.8 Risiko des Tauchens
2.8.1 "Buddy"-System
2.8.2 Sicherheitsregeln
2.8.3 Sicherheitsreserven
2.9 Notwendige Veränderungen
2.9.1 Öffentlichkeitsarbeit
2.9.2 Zusammenarbeit der Tauchschulen
2.9.3 Tauchreisen
2.9.4 Einheimische Tauchgebiete
2.9.5 Anerkennung als Therapie
3 Resümee

Fußnoten
Abkürzungen und Fremdwörter
Literaturliste
Internetadressen


1. Einleitung

Tauchen mit Handicap, was soll das nun schon wieder? "Müssen Behinderte jetzt auch noch tauchen?" Mit dieser Provokation leitet Uwe Rheker seine Rede im Symposium: "Tauchen mit behinderten Menschen" ein.

Wer das erste Mal von dieser besonderen Betätigung Behinderter (handicapped) Menschen hört, mag sich vielleicht eine solche Frage stellen. Vielleicht kommen auch Gedanken wie: "Das ist doch lebensgefährlich, oder, warum setzen sich diese Menschen einem solch großen Risiko aus?"

Betrachtet man dies aber einmal genauer, wird schnell klar, dass im Behindertentauchen ein breites Spektrum an Möglichkeiten und Chancen für die Betroffenen steckt! Ich will mit dem Film "Tauchen mit Handicap" und dieser Ausführung aufzeigen, dass in dieser Sportart Vorteile liegen, die von vielen noch gar nicht erkannt wurden.

Es gibt Meinungen, die behaupten, dass es kaum eine Sportart gibt, die so gut für Behinderte geeignet ist, wie das Tauchen.|01

Ich denke, am Ende der Ausführungen kann sich jeder selbst ein Bild darüber machen. Aber ich bin mir sicher, Behauptungen, wie sie in den ersten Sätzen genannt sind, werden ausgeräumt sein; denn als ein Handicap wird die Einschränkung bezeichnet, eine bestimmte Funktion oder Aufgabe auszuführen oder in ihrer Ausübung behindert zu sein.

Unter Wasser hat also jeder Taucher ein Handicap!|02

Ich habe die Arbeit derart gegliedert, dass die Punkte aufeinander aufbauen und der Leser so schrittweise in das Thema eingeführt wird. Deshalb gehe ich in meiner Ausführung zuerst darauf ein, mit welchen Behinderungen überhaupt getaucht werden kann. Hier weise ich auch auf die Komplexität dieses Themas hin, denn jedes Handicap ist individuell anders. Anschließend zeige ich vereinfacht an einigen Beispielen, worauf die Tauchmediziner bei der Tauchtauglichkeitsuntersuchung achten müssen. Wie die Behinderung bei der Ausbildung (von Tauchlehrern und -schülern) berücksichtigt wird, ist im darauffolgenden Punkt beschrieben.

Tauchen ist eine Art der Betätigung, die viel Equipment benötigt. Welches dieses ist, wie es auf die Person abgestimmt werden kann und was es kostet, ist Inhalt des sich anschließenden Teils.

Ich gehe im weiteren Verlauf auf die therapeutischen Möglichkeiten und den Gesichtspunkt der Integration durch Tauchen ein.

Diesem Punkt folgt die Ausführung zum Risiko des Sportes und wie dieses minimiert werden kann.

Zum Schluss gehe ich noch auf Veränderungen ein, die dazu beitragen würden, dass noch mehr Behinderte die Vorteile des Tauchsports für sich in Anspruch nehmen könnten.

In den nachfolgenden Ausführungen gehe ich nur auf das Gerätetauchen ein, denn hier wird man selbst Teil der Unterwasserwelt. Die scheinbare Schwerelosigkeit und die Faszination des Lebensraums können in Ruhe genossen werden, da man die Atemluft in der Pressluftflasche mitführt.


2. Tauchen mit Handicap

2.1 Wer kann tauchen?

Bevor ich darauf eingehe, welche behinderten Menschen tauchen dürfen, will ich erst den Begriff "Behinderung" definieren.

Behinderung ist ein Oberbegriff für alle Beschädigungen. Wie und wie schwer jemand behindert ist, ist sehr unterschiedlich. Auch ist es sehr individuell, wie der Betroffene selbst seine Behinderung empfindet. Eines ist aber klar - Behinderte sind ganz normale Menschen, die unter erschwerten Bedingungen leben.|03

Grundsätzlich können auch Behinderte tauchen.

Aufgrund der Komplexität eines Handicaps ist eine allgemeingültige Antwort auf die Frage, wer tauchen darf, nicht möglich.

Die nachfolgende Aufzählung soll in vereinfachter Form zeigen, mit welchen Behinderungen Menschen unter Umständen tauchen können. Zu den verschiedenen Punkten gebe ich noch weitere Informationen, die von Wichtigkeit sein könnten.

Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, denn das würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen!


2.1.1 Menschen mit Rückenmarksverletzungen

Je nachdem, in welchem Bereich der Wirbelsäule sich die Verletzung befindet, können in folgenden Bereichen (für das Tauchen relevante) Probleme auftreten.

Lungenfunktion
Verletzungen im oberen Bereich der Wirbelsäule können eine starke Beeinträchtigung der Lungenfunktion hervorrufen. Diese kann so weit gehen, dass eine mechanische Beatmung notwendig ist. In solchen Fällen sollte keine Tauchausbildung erfolgen!

Wärmeregulierung
Unterhalb der Rückenmarksverletzung kann es zum Verlust der Wärmeregulierung kommen. Das bedeutet auch, dass Personen an warmen Tagen leicht überhitzen können, weil sie nicht schwitzen. Abhilfe kann ein Wasserzerstäuber oder ein nasses Handtuch schaffen.

Auf der anderen Seite ist durch die reduzierte Durchblutung aber auch die Tendenz zu frieren höher.

Atmung
Tetraplegiker (Menschen mit Funktionsstörungen in allen vier Extremitäten) können auch einen verminderten Hustenreflex haben. Das Verschlucken von Wasser kann daher leichter zur Erstickung führen.

Blasenfunktion
Sie können eine geschwächte oder verlorene Funktion der Blase haben. In solchen Fällen kann ein Katheter (Röhrchen zur Einführung in die Harnblase zu deren Entleerung)|04 Abhilfe schaffen. Ein Verweilkatheter (Katheter aus Kunststoff zum kontinuierlichen Gebrauch)|05 ist von Vorteil, da er eine große Bewegungsfreiheit gewährleistet und ein Ein-Weg-Ventil besitzt, dass verhindert, das unter dem Druck der Tiefe Urin von dem Beutel zurück in die Blase gedrückt wird.

Darmfunktion
Auch trotz Kontrollverlust über den Darm ist das Tauchen möglich. Aber durch die reduzierte Muskeltätigkeit ist es nötig, bereits einige Stunden vor dem Tauchgang mit der Entleerung des Darms zu beginnen.

Verkrampfungen
Weiter können auch übertriebene Reflexe von Zuckungen des Knies und Verkrampfung der Beine bis zum Zucken des ganzen Körpers auftreten. Sie werden durch spinale Stimuli hervorgerufen. Diese können u. U. durch muskelentkrampfende Mittel genommen werden.

Unterschiedliche Reflexe
Weiter ist zu beachten, dass sich Symptome sehr unspezifisch äußern können. Es kann z. B. eine Hypertonie (Bluthochdruck) auftreten, weil durch die Behinderung keine Schmerzen wie z. B. Kälte oder eine gefüllte Blase gespürt werden, der Körper aber dem Menschen mitteilen will, dass etwas nicht in Ordnung ist.

Abhilfe kann geschaffen werden, indem bei solchen Symptomen der Darm und die Blase entleert werden. Auch sollte nach unauffälligen Verletzungen gesucht werden z. B. zurückgebogener Zeh im Füßling.

Verletzungen
Wegen der reduzierten Durchblutung verlangsamt sich der Heilungsprozess bei Prellungen, Schürfungen, Sonnenbränden und Druckwunden. Wichtig ist, solchen Verletzungen vorzubeugen, indem beim Tauchen schützende Kleidung getragen wird, z. B. alte Turnschuhe oder Füßlinge. Auch das Sitzkissen sollte nicht nass werden oder gar abhanden kommen.|06


2.1.2 Menschen mit einem Kopftrauma

Bei körperlicher Beeinträchtigung ist je nach Intensität der Behinderung wie mit Rückenmarksverletzten, Blinden, Gehörlosen oder Epileptikern zu verfahren.

Kognitive Schwächen
Bei Personen mit einer kognitiven Behinderung oder einer Kommunikationsschwäche muss bei der Tauchausbildung und beim Tauchen folgendes beachtet werden:

Das Lernziel wird leichter erreicht, indem man

  • Informationen klar und gut strukturiert
  • Segmente solange wie notwendig wiederholt
  • geduldig bleibt
  • Überforderung vermeidet
  • Fragen stellt und Vertrauen in die Fähigkeit des Behinderten zeigt|07


2.1.3 Menschen mit zerebraler Lähmung

Da das Hirn mitbetroffen ist, können krampfartige Anfälle einen Teil der Behinderung ausmachen, ebenso können kognitive Schwächen auftreten!

Kognitive Schwächen
Siehe im Punkt 2.1.2: Menschen mit einem Kopftrauma

Verstärkung der Symptome
Es ist zu beachten, dass kaltes Wasser (und Kälte jeglicher Art), ebenso wie Angstgefühle die Symptome verstärken!

Aufgrund des Risikos, das von möglichen kognitiven Problemen und krampfartigen Anfällen ausgeht, ist in manchen Fällen vom Tauchen abzuraten.


2.1.4 Menschen mit Amputationen

Behandlung des Stumpfes
Beim Tauchen sollte der Stumpf (das verbleibende Gliedmaß) stets vor Verletzungen geschützt werden, da aufgrund verringerter Durchblutung ein Dekubitus auftreten kann.|08

(Dekubitus: durch äußere Druckeinwirkung mit Kompression von Gefäßen und lokaler Ischämie hervorgerufene trophische Störung von Geweben, wie z. B. die Haut oder Unterhautgewebe.)|09


2.1.5 Menschen mit eingeschränktem Hörvermögen

Geringer Wortschatz
Gehörlose lesen das Gesprochene von den Lippen ab, daher ist es wichtig, langsam und deutlich zu sprechen. Sie verständigen sich mit der Zeichensprache und dem "Finger Alphabet".

Hörgeschädigte verfügen über ein geringes Vokabular. Fremdwörter sollten vermieden bzw. mit einfachen Worten erklärt werden. Ein Dolmetscher ist sehr hilfreich, um die Kommunikationsschwierigkeiten zu überwinden.

Gefahr einer Ohrverletzung
Da gehörlose Taucher das "Ploppen" beim Druckausgleich nicht hören, ist die Gefahr eines Barotraumas (Druckverletzung) im Ohr viel höher.

Vorteil des Finger Alphabets
An dieser Stelle möchte ich auch erwähnen, dass es auch als hörender Taucher von Vorteil ist, das "Finger Alphabet" zu beherrschen!|10


2.1.6 Blinde und Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen

Wahrnehmung
Blinde haben beim Tauchen ganz andere Eindrücke als Sehende. Diese Eindrücke sind für Sehende nicht nachvollziehbar.

Bildhafte Beschreibungen
Bei der theoretischen Ausbildung muss auf eine optimal beschreibende verbale Ausführung und eine ertastbare Präsentation geachtet werden.

Unterwasserkommunikation
Für die Kommunikation unter Wasser gibt es bestimmte Zeichen, die fühlbar sind.
Z. B. Auftauchen: Druck auf die Handinnenseite mit dem Finger
O. K.: Drücken des rechten Bizeps
Tiefe: Kreisende Bewegung an der Handinnenseite, gefolgt von einmaligem Drücken mit Zeigefinger und Daumen. Die Tiefe wird durch Drücken mit den Fingern gezählt - z. B. ein Druck sind drei Meter.|11

Es können natürlich vor dem Tauchgang auch noch andere Zeichen abgesprochen werden.

Hilfsmittel
Für Blinde gibt es auch Blindenschrift-Tafeln, die erstklassig für die Unterwasserkommunikation geeignet sind. Es sind auch schon Gegensprechanlagen und Tauchcomputer mit akustischer Ansage auf dem Markt erhältlich.|12

Verletzungsgefahr
An dieser Stelle finde ich es noch wichtig zu erwähnen, dass es durchaus auch sehr giftige Meeresbewohner wie z. B. Skorpionfische, Steinfische oder Quallen gibt, die bei einer Berührung ein Gift ausstoßen, das mehrere Tage schmerzen oder sogar lebensgefährlich sein kann!|13 Blinde Taucher sollten daher die Unterwasserwelt nur mit einem erfahrenen Tauchpartner ertasten.


2.1.7 Menschen mit multipler Sklerose (Enzephalomyelitis disseminata)

Engagement der Tauchpartner
Die Hilfe kann vor, nach und beim Tauchen sehr intensiv sein. Das muss vom Tauchpartner berücksichtigt werden!

Empfindlichkeit gegen Hitze
Personen mit multipler Sklerose sind sehr hitzeempfindlich und können durch körperliche Anstrengung schnell erschöpfen und geschwächt werden. MS kann auch krampfartige Anfälle hervorrufen.

Selbstüberschätzung
Weiterhin ist zu beachten, dass Betroffene oft übermäßig optimistisch ihrer Krankheit und ihren Fähigkeiten gegenüberstehen.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass viele Kandidaten den Tauchkurs leider nicht zu Ende bringen!

Management der Krankheit
Der Behinderte Taucher sollte auf alle Fälle durch Ruhe und richtige Ernährung versuchen, seine Krankheit unter Kontrolle zu bekommen. In schlimmen Fällen ist aufgrund des Risikos von verminderter Urteilsfähigkeit und der krampfartigen Anfälle vom Tauchen abzuraten.|14


2.1.8 Menschen mit muskulärer Dystrophie

Atmung
Beinahe alle Muskelschwunde resultieren in Atemschwäche und/oder Vernarbung der Lunge bis zu einem bestimmten Grad. Eine vernarbte Lunge gilt als Kontraindikation für das Tauchen!

Kognitive Veränderungen
Auch kann es zu kognitiven Anormalitäten, Veränderungen des Persönlichkeitsbildes und zu Lernschwierigkeiten kommen. Diese sind vor allem bei der Vermittlung des theoretischen Lehrstoffes zu berücksichtigen. Siehe auch den Punkt 2.1.2: Menschen mit Kopftrauma.

Aufgrund des Risikos durch die Vernarbung der Lunge, verminderte Atemfunktion und kognitiver Anormalitäten ist ärztliche Begleitung zwingend und in vielen Fällen ist vom Gerätetauchen abzusehen.|15


2.1.9 Diabetiker

Management der Krankheit
Gutes Diabetes-Management ist die wichtigste Vorbereitung auf den Tauchgang. Diabetes-Management bedeutet eine ausgewogene Ernährung, Insulinregulierung, Bewegung/Fitneß und eine Therapie.

Erhöhter Energiebedarf
Es ist zu berücksichtigen, dass selbst in ruhigem, warmen Wasser der Energiebedarf steigt.

Die Blutzuckerwerte sollten vor dem Tauchgang noch einmal gemessen werden. Während des Tauchens sollte immer eine Zuckerquelle mitgeführt werden. (Da diese i. d. R. vakuumverpackt sind, ist dies kein Problem). Jeder Diabetiker muss seine eigenen Standardwerte für sich entwickeln.

Gut eingestellte Diabetiker können tauchen. Voraussetzung ist ständiges Tauchtraining, Erfahrung und regelmäßige Untersuchungen durch einen spezialisierten Taucharzt.

Aus Sicherheitsgründen soll der Tauchpartner, auch "Buddy" genannt, kein Diabetiker sein und bei einem Notfall adäquat handeln können!|16


2.1.10 Epileptiker, Menschen mit Krampfanfällen

Verstärkung der Symptome
Durch eine neue fordernde oder frustrierende Situation wie z. B. Schlafmangel, Gerätetauchen, Hyperventilation, Lichtbedingungen oder Sonneneinstrahlungen auf dem Wasser kann eine emotionale Spannung hervorgerufen werden, die den medikamentösen Schutz beeinträchtigen könnte!

Die HSA empfiehlt daher, immer eine Tiefenbegrenzung abzusprechen und die Tauchgänge möglichst unkompliziert und stressfrei zu planen.|17

Risiko für Taucher und "Buddy" (Tauchpartner)
Durch die physische Nähe beim Behindertentauchen kann es auch sein, dass der Tauchpartner im Falle eines Krampfanfalles vom Behinderten festgehalten wird.

Aufgrund der großen Gefahr für beide Taucher sollte meiner Meinung nach mit einer Epilepsie nicht getaucht werden.


2.1.11 Asthmatiker

Atmung
Asthmatiker haben i. d. R. keine Probleme mit dem Einatmen. Bedingt durch die Verengung der Bronchien kann es aber zu Problemen beim Ausatmen kommen. Dies kann zu Lungenüberdehnungsverletzungen und Luftembolien führen. Die Luftröhren können auch durch Schleimpfropfen verstopft werden, was zu den gleichen Gefahren führt.

Auftreten der Symptome
Asthmaattacken können auch durch plötzliche Temperatur- oder Druckveränderungen auftreten, wie z. B. beim Auftauchen.

Damit die Person immer warm bleibt, muss sowohl im Pool als auch im warmen Wasser ein Neoprenanzug getragen werden. Im kalten Wasser empfiehlt sich ein Trockentauchanzug. Die Tauchflossen sollten ruhig etwas größer gewählt werden, um hastige Bewegungen und somit Überanstrengungen zu vermeiden. Es empfiehlt sich ein guter, einfach zu atmender Automat.|18

Management der Krankheit
Viele Erwachsene versuchen ihr Asthma mit Medizin und Inaktivität zu kontrollieren. Dadurch können sie ihre körperlichen Grenzen oft nicht einschätzen.

Gut eingestellte, stabile Asthmatiker und Patienten mit einer Asthmavorgeschichte ohne aktuelle Anfälle können in Einzelfällen tauchen. Voraussetzung ist hier wieder die enge Zusammenarbeit mit einem Tauchmediziner.|19


2.1.12 Geistig Behinderte Menschen

Sie sollten/dürfen aufgrund ihrer eigenen Sicherheit und der des Tauchpartners nicht tauchen.

Unter bestimmten Voraussetzungen und Sicherheitsvorkehrungen kann ich mir aber durchaus vorstellen, das Tauchen in den nächsten Jahren auch für geistig behinderte Menschen therapeutisch einzusetzen.

Ich will hier an die Erfolge der Delphintherapie erinnern, deren erste Studie über die positiven Effekte bei Kindern mit Down-Syndrom schon vor zwanzig Jahren veröffentlicht wurde. Erst jetzt gibt es Untersuchungen, die die Erfolge dieser Therapie aufzeigen.|20

Vielleicht gibt es beim Tauchen mit geistig behinderten Menschen auch gewisse Wirkungen, die genutzt werden können. Natürlich ist das nur ein Gedanke, dem es sich meiner Meinung nach nachzugehen lohnt.

Jeder Taucher muss sich, bevor er ins Wasser geht, einer medizinischen Untersuchung unterziehen.

Speziell beim Behindertentauchen muss der Tauchmediziner die Behinderung und deren Relevanz für das Tauchen kennen, um dem, Betroffenen das Risiko aufzuzeigen, das er eingeht.

Der Tauchlehrer benötigt Informationen des Arztes, um die Ausbildung individuell gestalten zu können.

Das gute Verhältnis und das genaue gegenseitige Kennen des Schülers und des Ausbilders sind auch wichtig. Je größer das Vertrauen ist, um so besser, sicherer und angenehmer wird die Ausbildung sein!

Oft sind es nur Kleinigkeiten, die es ausmachen, dass der werdende Taucher sich nicht überfordert fühlt.


2.2 Medizinische Aspekte

Im Punkt 2.1 "wer kann tauchen" bin ich bereits darauf eingegangen, welche Probleme bei welcher Behinderung auftreten können.

Viele Komplikationen können vermieden oder minimiert werden, wenn ein gutes Zusammenspiel zwischen Taucher, Tauchlehrer und Facharzt besteht.

Die grundsätzliche Entscheidung, ob ein Mensch tauchen darf oder nicht, muss ein in der Tauchmedizin kompetenter Arzt treffen, egal ob der Patient behindert oder nicht behindert ist!

Im Falle der Behinderten muss sich der Arzt zu dem genannten Wissen auch noch genau mit der Behinderung des Patienten auskennen, um die richtige Entscheidung zu treffen.

Als Grundlage hat die GTÜM (Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin e. V.) einen Tauglichkeits-Untersuchungsbogen erstellt. Bei der Beurteilung, "Tauglich mit Einschränkung", ist die Aufgabe des Untersuchers, den Untersuchten darauf hinzuweisen, dass ihm durch seine Behinderung auch beim Tauchen Grenzen gesetzt sind.|21

Die Determinanten, die in die Entscheidung des Arztes miteinbezogen werden müssen, sind aufgrund der Individualität des Handicaps sehr komplex und umfangreich. In den nächsten Ausführungen will ich nur einige Entscheidungsgrundlagen vereinfacht aufführen, die zeigen sollen, wie schwierig eine Diagnose sein kann.


2.2.1 Leistungsfähigkeit

Eine wichtige Frage ist die nach der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit.

Inwieweit ist die Person aufgrund ihrer Behinderung in Gefahrensituationen in der Lage, für sich und den Tauchpartner adäquat zu handeln?

Der behinderte Taucher selbst ist auch ein "Buddy". Sein Tauchpartner muss sich auf ihn verlassen können.

Eine weitere Gefahr stellt die Dekompressionskrankheit dar.


2.2.2 Dekompressionskrankheit

Exkursion: Dekompressionskrankheit oder auch Caisson-Krankheit genannt.

Die Ursache der Dekompressionskrankheit ist die Stickstoffblasenbildung im Körper, die durch die starken Druckveränderungen hervorgerufen wird. Da Stickstoff ein Gas ist, das der Körper nicht verbraucht, wird es auf dem normalen Wege wieder ausgeatmet. Beim Tauchen atmet man dieses Gas unter dem Umgebungsdruck der Tiefe. Verringert sich nun dieser Umgebungsdruck abrupt (z. B. beim zu schnellen Auftauchen), so kann der Stickstoff nicht schnell genug abgeatmet werden, und das Gas nimmt unter dem nachlassenden Druck an Volumen zu. Es kommt zu einer Bildung von Mikro-Gaskernen in allen Geweben des Körpers. Diese Mikro-Gaskerne können zu Gasblasen anwachsen.|22

Die Symptome der Dekompressionskrankheit können in den Gelenken und Gliedern auftreten (auch "Bends" genannt), in der Haut, der Lunge, im Nervensystem, was in der Regel eine sofortige Rekompression in einer Druckkammer erfordert.|23

Sie kann also lokale Gewebebeschädigungen und Nekrosen verursachen.|24 Diese Schädigungen können u. U. auch im Gehirn sein. Ein bereits durch ein Trauma geschädigtes Gehirn könnte durch die Dekompressionskrankheit noch eine weitere Verschlimmerung erfahren.

Um diese Krankheit zu vermeiden, wurden Tauchtabellen entwickelt, die mit den Sättigungszeiten der verschiedenen Gewebe arbeiten. Taucher, die nach den Regeln der Padi Tauchtabellen tauchen, können eine Dekompressionskrankheit mit sehr hoher (fast 100 prozentiger) Wahrscheinlichkeit vermeiden.|25 Die HSA benutzt diese Tabelle auch, hat aber noch weitere Regeln für Behinderte aufgestellt.|26

Folgende Faktoren machen den Taucher für diese Krankheit empfänglicher:
Alter, Dehydration, Alkohol, kaltes Wasser, körperliche Anstrengung, Tauchen in Höhenlagen über 300 m ü. N. sowie Verletzungen und Krankheiten.|27 Narbengewebe, wie es z. B. durch ein Trauma an der Wirbelsäule entsteht, gehört daher klar zu den Faktoren, die diese Krankheit begünstigen. Dies kann weitere Behinderungen zur Folge haben.|28

Ich hoffe, der Leser kann trotz der wenigen und vereinfachten Beispiele den großen Umfang der medizinischen Aspekte erkennen.

Deshalb muss jeder Tauchsportinteressierte vorher einen Spezialisten aufsuchen, um sich und seine Tauchpartner vor unvorhersehbaren Risiken zu schützen.


2.3 Tauchausbildung

In den Punkten: Wer darf Tauchen und medizinische Aspekte werden viele Argumente genannt, die beim Behindertentauchen von Bedeutung sind.

Diese Restriktionen müssen von Tauchlehrer und -schüler bei der Ausbildung beachtet werden, gleichzeitig müssen aber die Anforderungen und Standards seiner Tauchorganisation eingehalten werden.


2.3.1 Die Tauchlehrerausbildung

Voraussetzung für die Weiterbildung zum Behindertentauchlehrer (Instructor Trainings Programm) ist, dass die Person bereits Ausbilder eines international anerkannten Verbandes ist.

Inhalte des Instructor Training Programms sind die Fertigkeiten, das Wissen und die Vermittlung eines Feingefühls im Umgang mit Behinderten.

Der Tauchlehrer muss z. B. den genauen Aufbau der Wirbelsäule kennen, um zum einen die Behinderung richtig einschätzen zu können und zum anderen den Behinderten nicht noch weitere Schäden zuzufügen. Weiterhin ist auch die Kenntnis bestimmter Krankheitsbilder, die in Stresssituationen zu schneller Überforderung führen, nötig.

Dem Kandidaten werden auch die speziellen Standards der Behindertentauchorganisation intensiv vermittelt.|29


2.3.2 Tauchausbildung der Behinderten

Die Ausbildungsstandards der kommerziellen Tauchorganisationen kommen bei Tauchern mit Handicap schnell an ihre Grenzen. So darf ein PADI Tauchlehrer keinen Schüler zertifizieren, der z. B. seinen Bleigurt nicht selbständig unter Wasser an- und ausziehen kann.|30 Behinderte Menschen brauchen besondere Regeln, deswegen wurden in Zusammenarbeit mit den großen Tauchorganisationen in Workshops Trainingsstandards entwickelt, die es Behinderten ermöglichen, das Sporttauchen auszuüben.

Jim Gatacre, Gründer der HSA - Handicapped Scuba Assoziation, hat in Zusammenarbeit mit den beiden größten Tauchausbildungsorganisationen, PADI und NAUI, ein international anerkanntes Ausbildungs- und Zertifizierungsprogramm für Taucher entwickelt.|31

Eine andere große Behindertentauchorganisation ist die IAHD - International Association for Handicapped Divers, die 1993 von dem Padi Course Director (höchste Tauchlehrer-Stufe im Padi-Programm)|32 Maurice Parry gegründet wurde.

Beim Training und der Zertifizierung von behinderten Tauchern dreht sich normalerweise alles um das zentrale Problem - dem Grad der Abhängigkeit vom Tauchpartner!|33

Da das Handicap sehr unterschiedlich und individuell sein kann, haben die Behindertentauchorganisationen Modelle zur besseren Einordnung entworfen.

Bei HSA und IAHD können Taucher eine Zertifizierung in drei Leistungsstufen erreichen.|34

Im Folgenden will ich das Modell des HSA vorstellen.


2.3.3 Multilevel Zertifikation

Basierend auf den Fähigkeiten eines Schülers, die HSA-Leistungsstandards erfolgreich zu meistern, wurde eine Multilevel Zertifikation entwickelt. Sie ist eine leistungsbezogene Methode zur Einschätzung und Bewertung der speziellen Bedürfnisse des körperbehinderten Tauchers.

Level A
Der Schüler hat erfolgreich alle HSA Leistungsstandards bewältigt und demonstriert, dass er/sie sicher Gerätetauchen, einfach eigene Notsituationen bewältigen, einem anderen Taucher in Not helfen und einfache Rettungsübungen demonstrieren kann.

Level B
Der Schüler hat erfolgreich die HSA Leistungsstandards bewältigt, die zeigen, dass er/sie sicher Gerätetauchen und einfache, eigene Notsituationen bewältigen kann. Dennoch ist er/sie nicht in der Lage, diejenigen Leistungsstandards zu erfüllen, die die Fähigkeit zeigen, einem anderen Taucher in einer Notsituation zu helfen.
Dieser Taucher muss von zwei Tauchpartnern begleitet werden, die mindestens Level A sind.

Level C
Der Schüler hat erfolgreich die HSA Leistungsstandards bewältigt, die zeigen, dass er/sie sicher Gerätetauchen kann. Dennoch ist er/sie nicht in der Lage, diejenigen Standards zu erfüllen, die die Fähigkeit zeigen, selbständig eigene, kleinere Notsituationen zu bewältigen oder einfache Übungen (wie Abstiege, Schwimmen unter Wasser oder Bedienung der eigenen Tarierweste) durchzuführen.
Dieser Taucher muss von zwei Tauchpartnern begleitet werden, von denen einer mindestens Level A hat und der andere mindestens Rettungstaucher sein muss.|35

Die Kursstandards sind im Tauchlehrerhandbuch festgeschrieben. Sie umfassen Schwimmübungen, Schnorcheltauchübungen, Gerätetauchübungen im begrenzten und im freien Wasser.

Übungen, die durchgeführt werden müssen, sind z. B. die eigene Ausrüstung und die des Tauchpartners auf schlechten Sitz und Fehlfunktion zu überprüfen, die Tarierweste (Jacket) an der Oberfläche mit dem Mund aufzublasen oder Druckausgleich für einen angemessenen Ab- und Aufstieg durchzuführen.|36


2.3.4 Theorievermittlung

Im Theorieteil werden Tauchphysik, Tauchphysiologie, Tauchausrüstung, Tauchtabellen und Wissen zur Unterwasserwelt vermittelt. Dieses Wissen wird am Ende der Tauchausbildung in einem Fragebogen überprüft.

Bei der HSA ist die Zahl der Theoriestunden in Übereinstimmung mit dem Tauchverband festgelegt, in dem der Tauchlehrer seine Ausbildung erhalten hat.|37

Bei z. B. PADI Tauchlehrern wird die Theorie nach den Standards von PADI unterrichtet. Das ist eine sehr sinnvolle Lösung, denn in der Vermittlung dieses Theoriestoffes ist der Ausbilder bereits erfahren und kann sich daher auch mehr auf die Tauchschüler konzentrieren.


2.3.5 Vorgegebene Standards

Es fällt auf, dass ich ständig von Standards schreibe, die eingehalten werden müssen. Hier stellt sich die Frage, in wieweit der Tauchlehrer noch Freiräume bei seiner Ausbildung hat?

Die Antwort, will ich mit dem Beispiel eines Pianisten geben. Er konzentriert sich auf die gute Ausgestaltung des Musikstückes, anstatt zu versuchen, selbst ein Klavier zu bauen!|38

Der Tauchlehrer ist mit dem Spieler des Instruments zu vergleichen. Er hat im Rahmen der Standards viel Freiheit für Ausgestaltungen, die ihm eine optimale Tauchausbildung ermöglichen!

Es liegt aber auch ein entscheidender Vorteil in diesen Standards.

Eine Haftpflichtversicherung ist nur bereit die Kosten eines evtl. Unfalls zu übernehmen, wenn der Tauchlehrer sich verpflichtet nach festgeschriebenen und bewährten Regeln auszubilden. Diese Minimalregeln stellen die Standards dar, nach denen die Tauchausbildung abläuft!|39

Sogar die Ausrüstungsgegenstände, die Taucher mit sich führen müssen, sind standardisiert. Als Minimum ist folgendes festgelegt: ABC-Ausrüstung, Pressluftflasche, Jacket, Lungenautomat mit Octopus, Gewichtssystem, Kälteschutz (z. B. Neoprenanzug) und Tiefenmesser.|40


2.4 Tauchausrüstung

Die Tauchausrüstung ist von großer Bedeutung, da durch sie erst der längere Aufenthalt in der Unterwasserwelt möglich ist.

Bei behinderten Tauchern, kann durch die Optimierung des Equipments das Handicap verringert oder sogar beseitigt werden.


2.4.1 Tauchanzug

Der Tauchanzug sollte aus Wärmeschutzgründen gut passen. Aufgrund der höheren Gefahr des Auskühlens bei Behinderten ist dies sehr wichtig.

Da gut sitzende Tauchanzüge aber auch schwerer anzuziehen sind, sollten Querschnittsgelähmte Taucher ein Silikonspray, Babypuder, Strumpfhosen oder auch einfach nur Plastiktüten dabei haben, um die Arme und Beine leichter in den Anzug zu bekommen.

Eine weitere Hilfe kann auch ein maßgeschneiderter Anzug sein, der an Armen und Beinen Reißverschlüsse hat, die beim Schließen die optimale Passform gewährleisten.|41

Für kalte Gewässer empfiehlt sich ein Trockentauchanzug mit warmem Unterzieher, der verhindert, dass Wasser direkt am Körper anliegt und so das Auskühlen wesentlich verlangsamt wird.


2.4.2 Gewichtssystem

Um den Auftrieb der Ausrüstung zu neutralisieren, benötigt der Taucher ein Gewichtssytem, das ihm das Abtauchen ermöglicht.|42 Die Bleimenge variiert bei Tauchern, ist aber je nach Anzug und Gewässer mit ca. 3 - 9 Kg anzusetzen.

Der Vorteil eines normalen Bleigurtes, der um die Hüften getragen wird, ist der, dass die Bleimenge verschoben werden kann, bis die gewünschte Lage im Wasser erreicht ist. Nachteilig ist, dass das ganze Gewicht auf der Hüfte liegt, was bei z. B. querschnittsgelähmten Tauchern Schmerzen hervorrufen kann oder Probleme beim Tragen verursacht, wenn die Hüftpartie nicht genug ausgeprägt ist.

Um diese Nachteile zu beseitigen, gibt es Jackets mit integrierten Bleitaschen, wo das Gewicht nicht direkt an den Körper geschnallt ist, sondern in der Tarierweste liegt.

Eine andere Alternative ist auch, ein Gewichtssystem zu tragen, das speziell für Handitaucher entwickelt wurde und die Verteilung der Gewichte horizontal und vertikal ermöglicht.|43

Sollten die Beine bei querschnittsgelähmten Tauchern durch die Neoprenschuhe und den Tauchanzug zu sehr auftreiben, gibt es die Möglichkeit, mit normalen Ankersenkern (100 oder 200 Gramm) oder speziellen Fußbleigewichten Abhilfe zu schaffen.|44


2.4.3 Tarierweste (Jacket)

Die Jackets mit integriertem Blei setzten sich immer mehr durch. Dadurch, dass das Blei direkt seitlich in der Weste eingearbeitet ist, merkt der Taucher das Gewichtssystem gar nicht.

Für Behinderte Taucher empfiehlt sich die spezielle Form des Wingjackets, die die Luftblase nur am Rücken eingearbeitet hat und somit fast automatisch dem Taucher unter Wasser in die richtige Position hilft. Die Wingjackets sind fast ausschließlich mit integriertem Bleisystem erhältlich. Der Nachteil dieser Jackets liegt darin, dass sie etwas gewöhnungsbedürftig sind und daher einiger Übung bedürfen.|45

Durch die Angebotsvielfalt ist es fast für jeden Taucher, mit und ohne Handicap, möglich, das ideale Jacket von der "Stange" zu finden. Sollte das nicht so sein, kann oft durch ein paar Handgriffe eine Anpassung geschaffen werden.


2.4.4 Schwimmhilfe

Je nach Behinderung eignen sich starke Flossen für z. B. Tetraplegiker mit eingeschränkter Arm und Handfunktion|46 oder auch Handschuhe mit eingearbeiteten Schwimmhäuten, die ein optimales Vorankommen ermöglichen.|47


2.4.5 Pressluftflasche

Zehn Liter Flaschen haben sich wegen der optimalen Größen- und Gewichtskombination bewährt.


2.4.6 Schnorchel

Bei Schnorcheln mit einem Ausblasventil am Mundstück ist es viel leichter möglich, eingedrungenes Wasser herauszublasen.

Manche Schnorchel haben auch ein Comfo-Byte Mundstück, das ermöglicht, dass der Schnorchel besser und sicherer im Mund sitzt. Diese Vorteile können sich Taucher mit Kiefer- oder Lippenproblemen zu Nutzen machen.


2.4.7 Lungenautomat

Die Vorteile des oben genannten Comfo-Byte Mundstücks kann man natürlich auch am Mundstück des Lungenautomaten nutzen.

Oft ist der Lungenautomat auch mit einem Gummiband am Hals befestigt, damit er beim Herausnehmen oder Verlieren nicht außer Reichweite des Tauchers gelangt.


2.4.8 Maske

Es werden Tauchermasken mit kleinem Volumen empfohlen, damit eindringendes Wasser auch mit weniger Lungenvolumen ausgeblasen werden kann.


2.4.9 Instrumente

In der Zwischenzeit gibt es viele Anbieter, die Instrumente wie Tauchcomputer mit akustischen Ansagen der Werte anbieten. Davon können z. B. Blinde Gebrauch machen!|48


2.4.10 Lampe

Unterwasserlampen sind lebenswichtige Ausrüstungsgegenstände bei Nacht-, Wrack- und Höhlentauchgängen. Aber auch am Tag sind sie sehr hilfreich, um z. B. in Öffnungen oder Spalten zu leuchten um die natürlichen Farben wiederzugeben, die in der Tiefe absorbiert werden.|49

Für Taucher, die sich nur mit den Händen vorwärtsbewegen können, empfiehlt sich eine Kopflampe mit einem oder mehreren Strahlern, die die Armfreiheit gewährleisten.|50


2.4.11 Transporthilfe

Auf meinen zahlreichen "Streifzügen" durchs Internet habe ich einen Beach-Rolly entdeckt, der ideal als Transporthilfe für Tauchgeräte, Getränke und Freizeitzubehör eingesetzt werden kann. Der Hersteller schreibt, dass der Beach-Rolly aufgerichtet auch ein bequemer Sitz ist. Er hat breite Räder und verhindert somit das Einsinken im Sand.|51

Als ich dieses "Gefährt" das erste mal im Einsatz gesehen habe, dachte ich sofort, dass diese Erfindung für Taucher, die im Rollstuhl sitzen, die ideale Transporthilfe über den Sandstrand ins Wasser ist.

Leider habe ich noch keinen getroffen, der dies so praktiziert hat, aber ich bin mir sicher, dass die Einsatzmöglichkeiten des Beach-Rollys unterschätzt werden.

Er wird mit einem empfohlenen Verkaufspreis von 185 DM angeboten.

Leider ist das Tauchzubehör nicht immer billig. Im nächsten Punkt gehe ich genauer auf die Kosten ein.


2.5 Kosten

Da Tauchen ein sehr materialintensives Hobby ist, will ich nun genauer auf die Kosten eingehen.


2.5.1 Ausbildung

Die ersten Kosten, die anfallen, sind in der Regel die für die Ausbildung.

Ein normaler Grundtauchschein mit Lehrmaterialien kostet ca. 400 - 600 DM. Die Preise sind regional sehr unterschiedlich und auch von Aktionen und Sonderangeboten abhängig.

Die Tauchkurse der Behindertentauchverbände sind etwas höher anzusetzen, da sie personalintensiver sind und länger dauern. Dies ist wiederum von der Behinderung und von der Teilnehmerzahl des Tauchkurses abhängig.

Der HSA Grundtauchschein mit kompletter Leihausrüstung, Lehrbuch und Brevet kostet ab drei Teilnehmern ca. 750 DM pro Person.|52

Ein Großteil der Zusatzkosten entfällt auf die häufigere Nutzung eines Hallenbades.

Für diese muss die Tauchschule pro Stunde ca. 200 DM kalkulieren. Je besser diese fixen Kosten auf die Teilnehmer verteilt werden können, um so billiger wird der Tauchschein für den Einzelnen.

Weitere Kosten entstehen natürlich auch dann, wenn eine eigene Ausrüstung angeschafft wird. Hierbei ist zu beachten, welches Equipment sinnvoll bzw. welches vielleicht sogar notwendig ist.


2.5.2 ABC-Ausrüstung

Jeder Taucher sollte seine eigene ABC-Ausrüstung haben. Sie besteht aus Tauchermaske, Schnorchel und den Flossen. Viele Flossen sind so gebaut, dass sie mit Neoprenschuhen angezogen werden können, um beim Tauchen nicht an den Füssen zu frieren. Die Maske ist mit ca. 100 DM, der Schnorchel mit 50 DM und die Flossen mit 190 DM zu kalkulieren. Die Füsslinge habe einen Preis von ca. 100 DM.

Viele Querschnittsgelähmte brauchen aber keine Flossen, da sie sich nur mit den Händen vorwärts bewegen können. Hier sind Neoprenhandschuhe mit "Schwimmhäuten" zu empfehlen, die ein schnelleres Vorwärtskommen ermöglichen. Der Preis dieser Handschuhe liegt um 30 DM.|53

Taucher, die sich ohne Flossen vorwärtsbewegen, sollten dennoch an den Füssen Turnschuhe oder Neoprenfüsslinge tragen, um einer Verletzung an den Füßen vorzubeugen.


2.5.3 Tauchanzug

Extra angefertigte Tauchanzüge mit Reißverschlüssen an den Beinen, um auch Querschnittsgelähmten zu ermöglichen problemlos hineinzuschlüpfen, kosten je nach Qualität und Stärke des Neoprens von 500 bis 1500 DM.


2.5.4 Tarierweste

Eine Tarierweste ist in der Regel leicht modifizierbar. Da sie viele Schnallen und verstellbare Bänder hat, ist der Umbau oft mit einigen Handgriffen durchführbar. Sie kann daher mit dem normalen Kaufpreis in die Kalkulation aufgenommen werden. Je nach Modell ist eine solche Weste bereits ab 500 DM erhältlich.

Das Wingjacket, das für querschnittsgelähmte Taucher häufig empfohlen wird, liegt preislich bei ca. 1000 DM.


2.5.5 Gewichtssystem

Das Gewichtssystem ist beim Handitauchen von großer Bedeutung, da mit dem richtigen System die Wirbelsäule optimal entlastet werden kann. Ein spezielles Gewichtssystem, das horizontal und vertikal verstellt werden kann, kostet bis zu 300 DM!|54

Ein normaler Bleigurt, der um die Hüfte getragen wird, hat nur einen Preis von 20 DM.


2.5.6 Lungenautomat

Lungenautomaten mit den entsprechenden Mundstücken und einem Druckminderer variieren sehr stark in der Qualität. Ein Umbau ist normalerweise nicht notwendig. Ein komplett montierter Lungenautomat ist bereits ab 700 DM erhältlich.


2.5.7 Pressluftflasche

Manche Taucher besitzen auch eine Pressluftflasche. Diese ist ab 450 DM zu bekommen. Da aber jede Tauchschule und Tauchbasis eigene Flaschen besitzt, ist ein Flaschenkauf nicht notwendig.


2.5.8 Lampe

Auch wenn es von vielen Tauchern oft vernachlässigt wird, ist die Unterwasserlampe ein wichtiges Zubehör. Eine Stirnlampe, die beim Nachttauchgang oder auch im trüben See Licht ins Dunkle bringt, liegt je nach Hersteller und Qualität zwischen 30 und 700 DM!|55


2.5.9 Eigene Ausrüstung

Welches Equipment nun für wen sinnvoll oder notwendig ist, muss immer im Einzelfall entschieden werden. Der Grundsatz ist - je mehr eigene Ausrüstung, desto besser.

Bei eigenem Equipment kann der Taucher sicher sein, dass es genau passt und bei regelmäßiger Wartung sicher funktioniert.

Die Leihausrüstung in seriösen Tauchsportfachgeschäften ist aufgrund der strengen Vorschriften aber auch immer einwandfrei und auf dem neuesten Stand.

Wenn Spezialanfertigungen notwendig sind, muss sich der Taucher diese kaufen, da das Leihequipment in der Regel "von der Stange" ist.

Die Preise für Leihausrüstung sind oft Verhandlungssache, da viele Tauchschulen das bereits in den Kurspreis mit einkalkuliert haben.

Auf "Tauchflohmärkten" gibt es oft auch Ausrüstungsgegenstände für wenig Geld. So kann auch ein Taucher mit kleinem Geldbeutel zu einer eigenen Ausrüstung kommen.

Was bei eigener Ausrüstung aber noch an zusätzlichen Kosten anfällt, sind die jährlichen Inspektionen des Lungenautomaten und ggf. der Druckluftflasche.

Das Equipment macht einen großen Teil der Kosten aus und daher muss auch gut überlegt werden, was sich der Taucher nun anschaffen will bzw. muss.

Die Entscheidung wird auch noch durch die Anzahl der Tauchgänge im Jahr mit beeinflusst, da sich bei nur einer Woche Tauchen im Jahr ein eigener Lungenautomat in der Regel nicht rentiert. Die Kosten der Wartung sind beinahe so hoch, dass man sich einen für diese Woche leihen könnte!

Bei engagierten Sporttauchern (ca. 80 Tauchgänge im Jahr) ist eigenes Equipment wiederum billiger als die Leihausrüstung!|56

Eine gute Beratung in einem Fachgeschäft ist bei der Frage der Tauchausrüstung unabdingbar!


2.5.10 Kosten pro Tauchgang

Als letztes will ich die Kosten erwähnen, die für einen fertig ausgebildeten Taucher pro Tauchgang entstehen.

Zu dem Preis des Leihequipments kommen noch die Kosten der Flaschenfüllung (15 - 25 DM) und evtl. Bootsausfahrten mit bis zu 50 DM hinzu.

Um zu sparen, sollten Pauschalpakete der Reiseveranstalter gekauft werden. Angebote, wie z. B. in Safaga (Ägypten) - 12 Tauchgänge mit Bootsausfahrten an sechs Tagen für 295 DM, können viel Geld sparen helfen!|57

Für Handitaucher fallen also im Normalfall nicht wesentlich mehr Kosten an.

Aufgrund der schlechten finanziellen Lage sozial benachteiligter Gruppen ist es für viele Behinderte nicht möglich, das Tauchen zu finanzieren.

Da es aber viele Vorteile in sich birgt, stellt sich die Frage, ob nicht ein Kostenträger daran interessiert ist, für die Ausbildung und ein Minimalequipment aufzukommen.


2.6 Tauchen als Therapie

Im nächsten Punkt werde ich auf die therapeutischen Aspekte des Behindertentauchens näher eingehen.

In einem Bericht aus dem Jahre 1997 wird das Gerätetauchen für Behinderte als eine neue Therapie bezeichnet.|58 Andere Veröffentlichungen gehen noch weiter, indem sie schreiben, dass Tauchen Therapie und Spaß zugleich sein kann.|59

Aufgrund einer Vielzahl von Therapiemethoden wie z. B. Akupressur, Atemtherapie, Hydrotherapie, Kalte Bäder, Sauerstofftherapie etc.|60 ist es schwierig geworden, als Laie den Überblick zu bewahren.

Aber eines wird dem genauen Betrachter sicher auffallen - es ist die Vielzahl an Therapiemethoden, die durch das Behindertentauchen scheinbar gleichzeitig abgedeckt werden!

Ob Tauchen eine Therapie ist, das ist wissenschaftlich noch nicht belegt. Aber es sprechen viele Punkte dafür, dass es eine solche sein könnte.

Bevor ich aber das Thema weiter ausführe, stellt sich die Frage, was Therapie überhaupt ist.

Sie ist sehr schwierig zu definieren. Die Definitionen reichen von Behandlung von Krankheiten|61 bis zu Kranken- und Heilbehandlungen.|62 Ein Teil der Therapie ist auch die Rehabilitation. Sie ist die "(Wieder)eingliederung eines Kranken, körperlich oder geistig Behinderten in das berufliche u. gesellschaftliche Leben."|63

Die Definitionen sind leider sehr weit gefächert. Vereinfacht dargestellt haben aber alle etwas Gemeinsames, nämlich das, dass Therapie etwas ist, was mit der Linderung von Schmerzen, Verbesserung der Gesundheit sowie des persönlichen Wohlbefindens zu tun hat.

Auch wenn die Begriffsbestimmungen unterschiedlich sind und vielleicht noch keine befriedigende Antwort gefunden werden konnte, will ich nun trotzdem auf die therapeutischen Aspekte des Tauchens eingehen.

Auf diesem Gebiet wurde bisher nur wenig geforscht, so dass kaum wissenschaftliche Ergebnisse vorliegen.|64

Die wenigen vorhandenen Studien decken leider nur ein kleines Segment dieses großen Forschungsbereiches ab. Es gibt noch nicht genügend "Mosaiksteine", um feste Aussagen treffen zu können.

Ich versuche nun einige Ergebnisse zusammenzutragen, die vielleicht als eine Art Hilfestellung zur Beantwortung dieser Frage gesehen werden können.


2.6.1 Körperliche Auswirkungen des Tauchens

Therapie, physikalische oder auch Physiotherapie, ist die allgemeine Anregung oder gezielte Behandlung gestörter physiologischer Funktionen mit physikalischen, naturgegebenen Mitteln wie z. B. Wasser, mit statisch-mechanischen oder dynamischen Kräften.|65

Die Forschungen von Prof. Dr. André Niklas beweisen, dass die somatische Wirkung allein des Untertauchens als Therapie zweifellos unterschätzt wird, denn sie erhöht die Durchblutung der Extremitäten.|66

In den Erfahrungsberichten wie z. B. dem von Heidi Schilling, die mit dem Tauchen erst nach ihrem Unfall begann, kann man die Begeisterung für das Bewegen unter Wasser förmlich spüren.

Sie war nach einem Unfall mit mehreren Knochenbrüchen und einer Knie-Ex Amputation an einem Punkt, an dem sie dachte: "Der Traum ist aus, jetzt ist alles vorbei". Sie konnte nicht mehr tanzen, skifahren oder joggen.

Nachdem sie zum Tauchen gekommen war, schreibt sie, konnte sie sich endlich wieder körperlich betätigen.|67

In einem anderen Bericht ist zu lesen:

"... vielmehr kann man Tauchen auch durchaus als eine Art Therapie durch Schwingungen und Schwerelosigkeit ansehen. Keine Krankengymnastik, keine Bewegungstherapie oder sonstige Therapie vermag so allumfassend und einfach die Gelenke zu bewegen, die Körperlage zu verändern, die Lunge in allen Bereichen zu belüften, den Kreislauf zum Laufen zu kriegen, usw. und dabei den Kopf "frei" zu machen."|68

Ein weiterer Taucher berichtete mir darüber, dass seine Phantomschmerzen nach dem Tauchen für eine Zeit lang verschwunden waren.

Das sind nur einige Aussagen von Menschen, die durch das Tauchen Veränderungen an und in ihrem Körper feststellten.


2.6.2 Psychologische Auswirkungen des Tauchens

Psychotherapie ist die allgemeine Bezeichnung für alle Formen der psychologischen Behandlung von psychischen und psychosomatischen Störungen und Erkrankungen.|69

Heidi Schilling schreibt in ihrem Bericht:

"Ein Erfahrungsbericht!? oder Ein neues Leben!?"|70

Sowohl als auch. Für Wissenschaftler, Mediziner und Tauchlehrer sicher ein Erfahrungsbericht. Für mich persönlich "Ein neues Leben".

Der Beginn des Tauchens ist oft auch ein persönlicher Neubeginn.

Nach dem Unfall sank ihr Selbstbewusstsein in Sekunden in den tiefsten Keller. Es kamen die Zweifel, was kann ich denn überhaupt noch, bin ich eigentlich noch etwas wert, oder, gar noch zu etwas zu gebrauchen?

Nachdem sie die erste Tauchprüfung bestanden hatte, war sie maßlos stolz auf ihren Tauchschein. Damit sollte es noch nicht genug sein. Sie wollte dem ganzen noch den i-Punkt aufsetzten und wurde schließlich Tauchlehrerin.|71

Einige Spezialisten sind davon überzeugt, dass es notwendig ist, die zu behandelnde Person mit immer neuen Herausforderungen zu konfrontieren, um ein gesundes Selbstbewusstsein und Sozialverhalten wieder herzustellen.|72


2.6.3 Soziale Auswirkungen des Tauchens

Je mehr sich die Überzeugung durchsetzt, dass psychisches Wohlbefinden soziales Wohlbefinden einschließt und zugleich voraussetzt, um so mehr muss jede Therapie auch soziale Therapie sein.|73

Viele Erfahrungsberichte beziehen sich auf soziale Kontakte.

Das kann die Bitte an den Orthopäden sein, doch eine Prothese mit integrierter Flosse zu entwerfen und anzupassen|74, oder auch der enge Kontakt zum Tauchlehrer, der die Angst vor dem Wasser, die Selbstzweifel oder die Gedanken, alles hinzuschmeißen, wieder nimmt.

Ob es nun die Erfahrung ist, sich vom Tauchlehrer helfen zu lassen oder die, einfach als gleichwertiges Mitglied in der Tauchgruppe angesehen zu werden - ich finde, die sozialen Aspekte beim Tauchen können sehr unterschiedlich und vielfältig sein.

Die Freiheit und die Faszination des Elementes Wasser, der Schwerkraft scheinbar zu entfliehen und die Behinderung einfach zu vergessen, zusammen mit Anderen, das sind die Argumente, die für eine therapeutische Wirkung des Sporttauchens sprechen.

Auch Horst Buchholz betont auf der zweiten Seite seiner Arbeit: "Im Vergleich zu den anderen Rollstuhlsportarten (z. B. Basketball oder Leichtathletik etc.) hat der Tauchsport eine besondere Faszination, die vorrangig im Erlebnis des Schwebens in einer stillen und bizarren Welt liegt. Die Möglichkeit, sich frei (ohne Rollstuhl) im dreidimensionalen Raum ohne "Absturzrisiko" bewegen zu können, berührt ein Urbedürfnis des Menschen, nämlich das Fliegenkönnen."|75

Nachdem ich nun ausführlich auf Berichte von Betroffenen eingegangen bin, bringe ich zum Schluss doch noch ein paar Fakten zum Thema "Tauchen als Therapie", die belegen, dass die Verfechter dieser These nicht ganz Unrecht haben können!


2.6.4 Beispiele aus der Praxis

In den USA gehören Rollitaucher (dort "Eels on wheels" - Aale auf Rädern, genannt) zum Alltag. Dort gibt es bereits 20 Reha-Tauchzentren. Auch in Deutschland sind erste Erfolge zu verbuchen, denn 1998 hat die Rehabilitationsklinik Damp an der Ostsee als erste nach dem US-Vorbild das Gerätetauchen in ihr Reha-Programm aufgenommen.|76

Die Universität Potsdam hat ein berufliches Integrationsprojekt für Schwerstbehinderte mit begleitendem Fitnessprogramm ins Leben gerufen, welches das Tauchen als Fitnessmaßnahme für den beruflichen Einstieg mit einbezieht.

Die Erkenntnisse wurden im Modellprojekt: "Tauchen mit behinderten und nichtbehinderten Jugendlichen" gesammelt. Es zeigte sich, dass Tauchen mit Behinderungen einen hohen therapeutischen Wert zur körperlichen, psychischen und sozialen Rehabilitation besitzt.|77


2.7 Integration durch Tauchen

Die therapeutische Wirkung des Tauchens ist sehr vielseitig. Sie bezieht sich in erster Linie auf den Behinderten selbst, der Mensch hat aber auch ein Verlangen nach sozialer Integration.

Soziale Integration wird als Eingliederung des Menschen in bestimmte soziale Gruppen, seine Teilhabe am sozialen Ganzen und die soziale Zusammengehörigkeit verstanden.|78

Untersuchungen haben ergeben, dass die meisten Minderheitsgruppen unter mangelnder sozialer Integration leiden. Behinderte gehören zu einer Minderheitsgruppe und sind daher im allgemeinen in der unerfreulichen Situation, nur über wenig soziale Kontakte zu verfügen und in der Gesellschaft nur im begrenztem Maße eingegliedert zu sein.|79

Tauchen ist geradezu ideal, um behinderte Menschen zu integrieren. Die folgenden Punkte sollen diese These veranschaulichen.


2.7.1 "Buddy"-System

Es ist ein Partnersport, der durch die Grundregel: "Tauche nie alleine", geprägt ist!

Das Partnersystem, oder auch "Buddy"-System, ist zum einen für die Sicherheit der Taucher da, aber auch dazu, sich gegenseitig zu helfen und die Erlebnisse der Unterwasserwelt zu teilen. Das erhöht den Spaß.|80


2.7.2 Gleichzeitige Aktivität

Das Tauchen ist eine der wenigen Sportarten, die von Behinderten und Nichtbehinderten gleichzeitig ausgeführt werden kann. Dadurch, dass es weniger auf Leistung und Erfolg ausgerichtet ist, wird es leichter, behinderte Menschen zu integrieren.|81 Es ist eine Aktivität, bei der der Erlebniswert im Vordergrund steht, und nicht, wer der Schnellste oder Ausdauerndste ist.


2.7.3 Gegenseitige Rücksichtnahme

Die Rücksichtnahme beruht aber auch auf Gegenseitigkeit.

Gehörlose Taucher haben unter Wasser einen klaren Vorteil, und daher müssen sie auf das Handicap der nicht Gehörlosen Rücksicht nehmen! Es ist also nicht immer nur ein einseitiges Geben, sondern ein wechselseitiges Geben und Nehmen der Taucher.


2.7.4 Urlaubsreisen

Tauchreisen haben den großen Vorteil, dass viele Menschen mit gleichen Interessen aufeinandertreffen. Durch die Wahl von behindertengerechten Hotels und Tauchbasen ist es möglich, einen gemeinsamen Urlaub mit Behinderten und Nichtbehinderten durchzuführen.

Das ist auch ein großer Vorteil für die Urlaubsplanung von Gruppen oder Familien mit behinderten Menschen.

Die Aktivitäten rund ums Tauchen können gemeinsam ausgeübt werden, so dass keiner auf etwas verzichten oder große Kompromisse eingehen muss.

Durch das gemeinsame Hobby gibt es wieder eine gemeinsame Basis für Gespräche und Erlebnisse, die dann abends an der Theke ausgetauscht werden können.|82

In dieser Runde ist es dann auch leichter, wieder neue Menschen kennen zu lernen.


2.7.5 Offener und lockerer Umgang unter Tauchern

Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass Taucher in der Regel aufgeschlossene Menschen sind.

So schrieb mir z. B. Wolf-Dieter Kohnle als Antwort auf meine förmliche Anfrage im Oktober ´99, ob er mir bei dieser Arbeit helfen könne, postwendend zurück: "Lieber Gerd, vielen Dank für das Interesse. Als Taucher solltest Du wissen, dass wir uns alle duzen, ..., wenn Du willst, können wir uns gerne einmal treffen."

Er hat mit ein paar wenigen Worten die Sterilität aus dem Schriftwechsel genommen! Wir haben die gleiche Basis, das Tauchen. Auf dieser ist es sehr einfach, sich zu verstehen.

Erfahrungen wie diese habe ich sehr oft gemacht.

In einer Atmosphäre wie dieser ist es sicherlich nicht schwierig, Anschluss zu finden, selbst wenn die Person etwas schüchtern oder zurückhaltend ist.

"Ein Mensch ist manchmal wie verwandelt,
sobald man menschlich ihn behandelt."
(Eugen Roth)|83

Durch das Tauchen ist also eine ideale Möglichkeit geschaffen, Behinderte zu integrieren.

Voraussetzungen dafür, dass dies gelingt, ist die Bereitschaft von Tauchbasenleitern, Tauchlehrern und von Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam zu versuchen, offen aufeinander zuzugehen, gut ausgebildete Tauchpartner bzw. Tauchlehrer und die klar abgesteckten Grenzen eines Tauchmediziners, der mit dem Behinderten die Gefahren ausführlich erörtert hat.|84

Diese Voraussetzungen sind aber nicht nur bei dem Aspekt der Integration wichtig! Sie schaffen auch das Vertrauen unter Menschen, das auch für die Sicherheit des Tauchens wichtig ist.

Auf das Risiko, auf das sich ein Taucher einlässt, gehe ich nun im nächsten Punkt ein.


2.8 Risiko des Tauchens

"Die mit der Tauchausbildung Körperbehinderter verbundenen gesundheitlichen Risiken sind nicht höher als bei der Ausbildung gesunder Menschen. Die Tauchausbildung beinhaltet: grundlegendes Verständnis der benötigten Ausrüstung, Sicherheitsregeln, die die vorhandenen Risiken auf ein akzeptables Mindestmaß begrenzen sowie angemessenes Training zur Vorbereitung des Einzelnen auf ein sicheres Erleben der Unterwasserwelt", meint Maurice Parry, Gründer und Course Direktor der IAHD.|85


2.8.1 "Buddy"-System

Der IAHD-Tauchlehrer Jürgen Reissig sagte einmal zu mir: "Das Behindertentauchen ist so riskant, wie dein Buddy (Tauchpartner) gut oder schlecht ist!"

Er meint damit, dass ein gut geschulter und erfahrener Buddy das Problem erkennt, bevor es auftritt. Sollte es doch auftreten, dann ist der Tauchgang so geplant, dass genügend theoretische Sicherheiten eingebaut sind, damit ein Tauchunfall vermieden werden kann.

Aus meiner praktischen Erfahrung kann ich diesem nur zustimmen, denn durch gute Ausbildung und viel praktische Erfahrung ist eine fast 100 prozentige Sicherheit beim Tauchen gewährleistet.

Beim Auftreten riskanter Situationen handelt es sich bei genauer Betrachtung in der Regel um eine Überschätzung der eigenen Fähigkeiten bzw. des Materials!


2.8.2 Sicherheitsregeln

Standards und Sicherheitsregeln wie z. B. eine Maximaltiefe von 40 Metern oder "tauche nie alleine" helfen den Tauchsport prinzipiell sicherer zu machen.

Beim Behindertentauchen gibt es noch weitere Vorschriften, auf die ich bereits im Punkt Ausbildung eingegangen bin. Zum Beispiel auf die Regel, dass bei bestimmten Behinderungen immer zwei Tauchpartner dabei sein müssen.


2.8.3 Sicherheitsreserven

Das Equipment hat bereits einige "Sicherheitsreserven" wie den Zweiten Lungenautomat eingebaut, der bei fast allen Tauchverbänden Standard ist.|86 Die Vorschrift, den Druck der Pressluftflasche nicht unter 50 Bar fallen zu lassen, gibt die Reserve, dass die Luft in der Regel immer noch für einen Aufstieg ausreicht, auch wenn zwei Taucher aus einer Flasche atmen sollten.

Das Einhalten der Vorschriften, die Vernunft und die realistische Einschätzung der Fähigkeiten jedes Einzelnen können Tauchen zum sicheren Hobby machen.

Beim Tauchen ereignen sich z. B. wesentlich weniger Unfälle als beim Basketball, Tennis oder Schwimmen!

Nach einer Untersuchung von DAN ist das Tauchen von der Unfallhäufigkeit mit Bowling zu vergleichen.|87

Das sind Argumente, die einen Verzicht auf Tauchen aus Sicherheitsgründen nur schwer halten lassen.

Trotz der immensen Zuwächse in der Tauchbranche (alleine bei Padi Europa sind das im Jahr ca. 100.000 neue Taucher) gibt es immer noch relativ wenige Behinderte, die tauchen.

Woran das liegen könnte und was verändert werden müsste, wird Inhalt des nächsten Punktes sein.


2.9 Notwendige Veränderungen

Es gibt sicher viele Punkte, in denen Veränderungen ansetzen könnten. Ich will hier nur auf die wichtigsten eingehen.

Da das Behindertentauchen eine noch sehr junge Disziplin ist, bin ich mir sicher, dass aus Erfahrungen und Experimenten noch viele Verbesserungen hervorgehen werden!


2.9.1 Öffentlichkeitsarbeit

Als ich das erste Mal erfahren habe, dass auch Behinderte tauchen können, war ich bereits einige Jahre aktiver Taucher. Wie sollen da die Menschen, die sich nicht mit der Materie befassen, erfahren, was sie für Möglichkeiten haben?

Ein Handicap des Behindertentauchens ist mit Sicherheit die Öffentlichkeitsarbeit!

Die Organisationen sind zu klein, um große Werbekampagnen zu veranstalten. Die einzelnen Tauchschulen sind oft mit den laufenden Arbeiten so beschäftigt, dass sie nur selten das sehr zeitintensive Schnuppertauchen mit Behinderten anbieten können.

Sicher ist es auch nicht von Vorteil, die behinderten Menschen zu ihrem Glück zu zwingen, indem man sie mit Informationen zuschüttet, aber sie sollten zumindest von der Möglichkeit wissen.

Um das Engagement und den Austausch zu fördern, wurde z. B. im April 1997 das 1. internationale Symposium "Tauchen mit behinderten Menschen" in Paderborn abgehalten. Die Teilnehmerzahl überstieg die Erwartungen des Veranstalters, und auf der vorausgegangenen Pressekonferenz wurde deutlich, dass es noch vieles gibt, was durch dieses Symposium angestoßen werden kann.|88

In der Zwischenzeit haben die Tauchsportverbände wie HSA oder IAHD sehr informative Homepages im Internet|89 oder Tauchsportverbände wie z. B. der VDST (Verband deutscher Sporttaucher) haben die Organisation um die Abteilung Behindertentauchen erweitert.

Es sind hier in den nächsten Jahren sicher positive Veränderungen zu bemerken, die die Möglichkeiten des Tauchsports in der Öffentlichkeit aufzeigen.

Der Tauchlehrer Jörg Riepenhusen schrieb mir in einem Email:

"Je mehr Behinderte wir übrigen Taucher aus unserem Bekanntenkreis zum Tauchen motivieren können, um so bekannter wird die positive Wirkung des Sportes".

Die Öffentlichkeitsarbeit ist nicht nur Aufgabe der Tauchverbände. Jeder Taucher kann seinen Beitrag dazu leisten, den Bekanntheitsgrad des Handitauchens zu erhöhen!


2.9.2 Zusammenarbeit der Tauchschulen

In einem Interview mit Jürgen Reissig aus Epfenbach stellte dieser die Forderung, dass die Tauchschulen besser zusammenarbeiten müssen. Das Behindertentauchen ist ein Bereich, der normalerweise (wenn überhaupt) nur kleine Gewinne abwirft. Durch eine Kooperation ist es besser möglich Kosten zu sparen und dadurch für die Behinderten ein besseres Angebot zu schaffen. Er meinte, dass bei einem so wichtigen Thema nicht der Profitgedanke im Vordergrund stehen darf!

Der Gedanke der Kooperation bezieht sich auch auf die Tauchreisen. Der Austausch über geeignete Hotels und Tauchbasen muss intensiver werden, damit die Behinderten bei ihrem wohlverdienten und teueren Tauchurlaub nicht vor unlösbaren Problemen stehen.

(Das Thema "Tauchreisen für Rollstuhlfahrer" war unter anderem auch ein Hauptpunkt eines internationalem Symposiums zum Behindertentauchen am 21.1.99 auf der Boot ´99.)


2.9.3 Tauchreisen

Tauchreisen - sie sind oft ein Flop, durch den einem die Lust am Reisen vergehen kann!

Es gibt sehr viele Berichte über missglückte Tauchreisen von Behinderten, die scheinbar gut vorausgeplant waren.

Probleme bei Reisen fangen in der Regel bereits am Flughafen an.

Am Ziel angekommen stehen oft nicht die geeigneten Busse bereit, um den Transfer zum Hotel zu übernehmen.

Viele Hotels nennen sich schon behindertengerecht, wenn sie Rampen zum Überbrücken von Treppen haben. Diese sind aber oft nicht lange genug, um einen befahrbaren Winkel sicherzustellen. Eine 45 Grad Rampe ist nun mal nicht mit einem Rollstuhl sicher zu befahren!

In den Hotelzimmern sind die Toilettentüren dann meist nicht zum Hineinfahren zu öffnen oder zu schmal, so dass sie ausgehängt werden müssen.|90

Oft setzen sich diese Probleme an der Tauchbasis noch fort.

So gibt es z. B. den Versuch, die Tauchbasen für Behinderte qualitativ einzuteilen.

Eine benutzerfreundliche Tauchbasis wird von der HSA wie folgt beschrieben:

"Alle Räumlichkeiten, insbesondere WC´s und Waschräume sind für Rollstuhlfahrer ohne Hilfe benutzbar. Bootstransfer und Ein- und Ausstieg in oder aus dem Wasser sind problemlos möglich. Boote haben genügend Schatten und bieten die Möglichkeit einer stabilen Sitzposition. Die Angestellten sind im Umgang mit Handicap-Tauchern geübt, mindestens ein Tauchlehrer zur Ausbildung von Tauchern mit Handicap befähigt."|91

In der Zwischenzeit gibt es auch einige Reiseberichte von Tauchern, die ihre Erfahrungen im Internet veröffentlicht haben. So können behinderte Taucher wenigstens die schlimmsten Unvorhersehbarkeiten minimieren. Einen Bericht gibt es z. B. von einer Tauchbasis in Port Safaga.|92

Um es selbst zu testen, buchte ich meinen Tauchurlaub in der Türkei so, dass laut Angaben das Hotel und die Tauchbasis behindertengerecht waren.

Ich war von dem Ergebnis positiv überrascht. Im Hotel (Hotel Tekirova Corinthia in Tekirova/Antalya) gab es vier behindertengerechte Zimmer. Speisesaal, Bar, Lobby und Pool waren sehr gut mit Rollstuhl befahrbar.

Der Weg zur Tauchbasis (Barakuda diving center in Tekirova/Antalya) war ohne Stufen und komplett befestigt. In der Basis war alles ebenerdig und gut zugänglich.

Leider gab es keinen befestigten Weg zum Wasser, so dass es mit einem Rollstuhl schwierig wäre, zum Boot zu kommen.

Obwohl in den letzten Jahren eine positive Entwicklung stattgefunden hat und die Hotels und Tauchbasen darauf achten, dass sie den Ansprüchen aller Taucher gerecht werden, ist der Urlaub für die Behinderten immer noch eine Abenteuerreise.

Es ist interessant, dass einige Tauchbasen immer wieder in den Erlebnisberichten genannt werden und auch regen Zuspruch haben. Vielleicht kann durch die "Mund zu Mund-Probaganda" doch im Kleinen eine Verbesserung geschaffen werden.

Leider haben Reiseveranstalter diese Entwicklung noch nicht erkannt, dass eine Nachfrage für dieses Segment des Marktes vorhanden ist. Aufgrund der wenigen und oft überteuerten behindertengerechten Angebote von nichtspezialisierten Anbietern wird die Nachfrage nur mangelhaft befriedigt.

Vielleicht wird im Laufe der Zeit dieses Potential vom Markt wahrgenommen, so dass sich spezialisierte Anbieter mit dem Thema befassen und so den Kunden optimale Angebote unterbreiten können.


2.9.4 Einheimische Tauchgebiete

Viele Taucher nutzen auch die Möglichkeiten, die heimischen Seen zu betauchen. Hier ergeben sich für Behinderte auch Probleme, da die Einstiegstellen oft nicht mit Rollstühlen befahrbar sind.

Ein kleiner Steg oder ein schmaler, befestigter Weg ins Wasser könnten dieses Problem für Rollstuhlfahrer ausreichend lösen.

Kleine Veränderungen mit großer Wirkung und bessere Zusammenarbeit unter den Tauchschulen und Tauchern könnten ohne großen Aufwand die Voraussetzungen für das Handitauchen verbessern. Durch diese könnte das Tauchen für alle erleichtert und noch schöner gemacht werden. Dadurch wäre auch der Grundstein gelegt, behinderten Menschen aufzuzeigen, welche Möglichkeiten ihnen das Tauchen bietet.


2.9.5 Anerkennung als Therapie

Wie ich in der Ausführung "Behindertentauchen als Therapie" bereits erwähnt habe, ist es aufgrund der wenigen Forschungsergebnisse nicht eindeutig zu beantworten, ob Tauchen als Therapie eingesetzt werden kann.

Wenn ein Kostenträger wie z. B. Krankenkassen oder Berufsgenossenschaften durch positive Forschungsergebnisse die Übernahme der Kosten der Therapie zusichern könnte, würde die Möglichkeit der Tauchtherapie sicher von vielen Behinderten wahrgenommen werden.

Menschen, die die Chancen und Möglichkeiten des Tauchens einmal kennen gelernt haben, werden diese sicher auch in ihrer Freizeit fortsetzen wollen.

Das Ziel, Tauchen als Therapie anzuerkennen, ist wahrscheinlich auch mehr eine Wunschvorstellung von mir. Ich hatte die Möglichkeit, selbst mit Behinderten tauchen zu gehen, mit ihnen ihre Erlebnisse zu reflektieren und die Stimmung aufzunehmen. Ich hoffe mit dem Film "Tauchen mit Handicap" vielleicht einige Personen zu erreichen, die meine Meinung teilen. Er ist auch ein Stück Öffentlichkeitsarbeit und Werbung für das Behindertentauchen. Der Weg von der Idee bis hin zum fertigen Film war nicht immer einfach. Im zweiten Teil meiner Arbeit will ich das Vorgehen beschreiben, bis der Film so weit war, dass er meinen Vorstellungen entsprach.


3 Resümee

Es hat mir Spass bereitet, mich mit dem Thema zu befassen. Die Hilfsbereitschaft der Mitwirkenden an dem Film und der schriftlichen Ausarbeitung hat mich immer wieder positiv überrascht. Die Behauptung, dass Taucher ein sehr offenes "Volk" sind und es leicht ist, sich unter ihnen wohl zu fühlen, hat sich für mich dadurch wieder einmal bestätigt.

Ich kann jedem nur empfehlen, das am eigenen Leibe zu testen und sich zu einem kostenlosen Schnuppertauchgang anzumelden!

Durch meine Erfahrungen als Tauchlehrer kann ich sagen, dass Tauchen ein sicheres und leicht erlernbares Hobby ist. Die Begeisterung, sich im Wasser in allen Dimensionen frei bewegen zu können, ist bei allen Tauchern förmlich spürbar.

Wenn das bei nicht Behinderten schon so ist, wie viel mehr muss da die Freude eines Behinderten sein, wenn er durch die Vorteile des Elementes Wasser auf einmal z. B. in alle Richtungen schwimmen kann, das Hören fast unwichtig geworden ist oder völlig neue Sinne angesprochen werden?

Als nichtbehinderter Taucher kann ich dieses Gefühl, glaube ich, teilweise nachvollziehen, aber es sind sicher viele Kleinigkeiten, die ich nicht verstehen und erfassen kann, wie sich ein Handitaucher im Wasser fühlt. Es ist nicht mit Worten auszudrücken, mit welcher Begeisterung sich Behinderte unter Wasser aufhalten.

Am nähesten kommt mir die Beschreibung des Infoblattes der HSA Deutschland - "Unter Wasser kann ich fliegen!"|93

Meiner Meinung nach sollte alles getan werden, um allen Menschen "das Fliegen" zu ermöglichen.

Schließen will ich diese Arbeit mit einem Satz von Jean-Michael Cousteau, der darüber folgendes geschrieben hat:

"... diving for a disabled or handicapped person is
a rededication to life,
a rediscovery of human potential."|94

Ich will mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die mir geholfen haben, die Idee des Filmes "Tauchen mit Handicap" und die dazu gehörende schriftliche Ausarbeitung, zu verwirklichen!

Fußnoten


01 - http://www.vdst.de/behinder.htm
02 - Lerch Michael in Rheker U., Tauchen mit behinderten Menschen, 1997, S. 44
03 - http://www.vdst.de/behinder.htm
04 - Duden, Fremdwörterbuch, Band 5, 1990, S. 395
05 - http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF/11/kh_d-015.htm
06 - HSA, Instructor Training Course, 1995, S. 7-12
07 - HSA, Instructor Training Course, 1995, S. 14
08 - HSA, Instructor Training Course, 1995, S. 16
09 - Pschyrembel, 1998, S. 328
10 - HSA, Instructor Training Course, 1995, S. 19
11 - HSA, Instructor Training Course, 1995, S. 22
12 - HSA, Dive Buddy Training Course, 1995, S. 26
13 - Padi, The Encyclopedia of Recreational Diving, 1994, S. 4-75
14 - HSA, Instructor Training Course, 1995, S. 25
15 - HSA, Instructor Training Course, 1995, S. 27
16 - http://www.diversionOZ.com/spumsdia.htm
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18 - HSA, Dive Buddy Trainings Course, 1995, S. 41
19 - http://faculty.washington.edu/ekay/asthma.html
20 - Hamburger Abendblatt, 28 Juli 1999, Seite 31
21 - http://www.vdst.de/behinder.htm
22 - Padi, The Encyclopedia of Recreational Diving, 1994, S. 2-24
23 - Padi, The Encyclopedia of Recreational Diving, 1994, S. 2-32
24 - Pschyrembel, 1998, S. 246
25 - Padi, IDC Candidate Workbook, 1996, S. 17-23
26 - HSA, Instructor Training Courst, 1995, S. 61
27 - Padi, The Encyclopedia of Recreational Diving, 1994, S. 2-30
28 - HSA, Instructor Training Course, 1995, S. 61
29 - HSA, Instructor Trainings Course, 1995, S. 2
30 - Padi, Instructor Manual, 1995, S. 4-21
31 - Unter Wasser kann ich fliegen, Infoblatt der HSA Deutschland
32 - Padi, Instructor Manual, 1995, S.19
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34 - http://www.tais.de/bebinder.htm
35 - HSA, Instructor´s Manual, 1995, S. 4
36 - HSA, Instructor´s Manual, 1995, S. 8
37 - HSA, Instructor´s Manual, 1995, S. 5
38 - Padi, IDC Candidate Workbook, 1996, S. 3-16
39 - Padi, IDC Candidate Workbook, 1996, S. 3-15
40 - Padi, Instructor Manual, 1995, S. 63
41 - HSA, Instructor Training Course, 1995, S. 62
42 - Padi, The Encyclopedia of Recreational Diving, 1994, S 3-64
43 - http://www.online-club.de
44 - HSA, Instructor Training Course, 1995, S. 62
45 - HSA, Instructor Training Course, 1995, S. 62
46 - HSA, Instructor Training Course, 1995, S. 63
47 - http://www.online-club.de
48 - HSA, Instructor Training Course, 1995, S. 63
49 - Padi, The Encyclopedia of Recreational Diving, 1994, S. 3-113
50 - http://www.online-club.de
51 - http://www.eckla.de/satz1.html
52 - http://www.hsa-germany.de
53 - http://www.online-club.de
54 - http://www.online-club.de
55 - http://www.online-club.de
56 - Neisser Jörg, Unterwasser, April 99, S. 90
57 - Air Aqua Reisen GmbH in Unterwasser, April 99, S. 89
58 - Heinrich Hansjörg, Focus, 35/1997, Aale auf Rädern, S. 126
59 - http://www.tais.de/behinder.htm
60 - http://naturaerzte.ch/nvs6/nvs6.html
61 - Das neue Dudenlexikon Band 9, 1984, S. 3778
62 - Duden Fremdwörterbuch Band 5, 1982, S. 761
63 - Duden Fremdwörterbuch, Band 5, S. 670, (Mannheim, Wien, Zürich, 1982)
64 - Schwabe, J. et al. Behindertentauchen in Divemaster 1994, 2, S. 53
65 - Pschyrembel, 1998, S. 1563
66 - Häfeli Jürg, Heilpädagogisches Tauchen, 1999, S. 13
67 - Schilling Heidi in Rheker U., Tauchen mit behinderten Menschen, 1997, S. 71
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69 - Pschyrembel, 1998, S. 1316
70 - Schilling Heidi in Rheker U., Tauchen mit behinderten Menschen, 1997, S. 71
71 - Schilling Heidi in Rheker U., Tauchen mit behinderten Menschen, 1997, S. 73
72 - HSA, Instructor Training Course, 1995, S. 14
73 - Kreft/Mielenz, Wörterbuch Soziale Arbeit, 1996, S. 567
74 - Schilling Heidi in Rheker U., Tauchen mit behinderten Menschen, 1997, S. 72
75 - Buchholz Horst, 1985, Rollstuhltauchen - ein Leitfaden f. das Gerätetauchen ..., S. 2
76 - Heinrich Hansjörg, Focus 35/1997, S. 127
77 - Infoblatt der Uni Potsdam, Berufliches Integrationsprojekt für Schwerstbehinderte.
78 - Speck, 1991, S. 309
79 - Parry Maurice in Rheker U., Tauchen mit behinderten Menschen, 1997, S. 69
80 - Padi, Open Water Diver Manual, 1990, S. 53
81 - Rheker Uwe in Rheker U., 1997, Tauchen mit behinderten Menschen. S. 37
82 - Rheker Uwe in Rheker U., 1997, Tauchen mit behinderten Menschen, S. 38
83 - Rheker Uwe in Rheker U., 1997, Tauchen mit behinderten Menschen, S. 27
84 - Rheker Uwe in Rheker U., Tauchen mit behinderten Menschen, 1997, S. 39
85 - Parry Maurice in Rheker U., Tauchen mit behinderten Menschen, 1997, S. 62
86 - Padi, Instructor Manual, 1995, S. 63
87 - Accident Facts, 1991, U. S. National Safety Council in Padi IDC Cand. Workbook, 1996, S. 2-3
88 - Rheker Uwe in Rheker U., Tauchen mit behinderten Menschen, 1997, S. 9
89 - htto://www.iahd.org und http://www.hsa-germany.com
90 - http://www.studio-aust.com/rike/sharm2.html
91 - Lerch Michael in Rheker U., Tauchen mit behinderten Menschen, 1997, S. 54
92 - http://www.online-club.de/m0/rp10326
93 - Unter Wasser kann ich fliegen, Infoblatt der HSA Deutschland
94 - Lerch Michael in Rheker U., Tauchen mit behinderten Menschen, 1997, S. 59

Abkürzungen und Fremdwörter

ABC-Ausrüstung - Maske, Flossen und Schnorchel

Brevet - Taucherlaubnis

Buddy - Tauchpartner

DANâ - Divers Alert Network

DV Master - Bildbearbeitungssoftware

handicapped - behindert

Handitaucher - behinderter Taucher

Handidiver - behinderter Taucher

HSAâ - Handicapped Scuba Association

IAHDâ- The International Association for Handicapped Divers

Jacket - Tarierweste

Library - Bibliothek im Programm Speed Razor

MiniDV - digitales Videosystem

Octopus - zweiter Lungenautomat

Padiâ- Professional Association of Diving Instructors

Scuba Tauchen - Self-contained Unterwater Breathing Apparatus

Speed Razor - Bildbearbeitungssoftware

U-Matic - Schneidesystem für Videofilme


Literaturliste

Air Aqua Reisen GmbH in Unterwasser, das Tauchmagazin, Olympia-Verlag GmbH Nürnberg, Ausgabe April 99

Buchholz Horst, (1985), Rollstuhltauchen- ein Leitfaden f. das Gerätetauchen, Basel

Das neue Dudenlexikon, (1984) Band 9, S. 3778, Mannheim, Wien, Zürich, Verlag Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG

Duden Fremdwörterbuch, Band 5, (1990), Mannheim, Wien, Zürich, Verlag Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG

Eric Serra,(1988), Filmmusik von "The Big Blue", Virgin Music

Hamburger Abendblatt, 28. Juli 1999, Axel Springer Verlag AG, Hamburg

Häfeli Jürg, (1999), Heilpädagogisches Tauchen, Diplomarbeit, Muralto/I

Hellwig, Martin (1997): Tauchen mit Querschnittsgelähmten - Eine Fallstudie, Göttingen

Heinrich Hansjörg, Aale auf Rädern, Focus, Ausgabe 35/1997, Focus Magazin-Verlag, GmbH

HSA Deutschland, Infoblatt: der Unter Wasser kann ich fliegen, Kiel

HSA, Dive Buddy Trainings Course, 1995, Ringbuch mit Einlageblättern, Kiel

HSA, Instructor´s Manual, 1995, Kiel, Ringbuch mit Einlageblättern, Kiel

HSA, Instructor Trainings Course, 1995, Ringbuch mit Einlageblättern, Kiel

Huber Michael, (1992) Praxis der Videonachbearbeitung, Augustus Verlag, Augsburg

Kerll Karl-Heinz, Behinderten-Tauchen in der Zeitschrift Divemaster, 3/98, S. 45-46, Mit-Press, Stuttgart

Kreft/Mielenz, (1996) Wörterbuch Soziale Arbeit, Beltz Verlag, Weinheim und Basel

Neisser Jörg (1999), Unterwasser, das Tauchmagazin, Olympia-Verlag GmbH Nürnberg, Ausgabe April 99

O`Malley G., Ireland´s Oceantec Training School Says Welcome to Divers with Disabilitiers in The Undersea Journal, 4/1998, Padi International, California/USA

Padi, Diving Knowledge Workbook, Padi EU Services, 1994 Hettlingen/CH

Padi, Instructor Candidate Workbook, Padi EU Services, 1996 Hettlingen/CH

Padi, Instructor Manual, Padi EU Services, 1995 Hellingen/CH

Padi, Open Water Diver Manual, Padi EU Services , 1990 Hettlingen/CH

Padi, Rescue Diver Manual, Padi EU Services, 1994 Hettlingen/CH

Padi, The Encyclopedia of Recreational Diving, Padi EU Services, 1994 Hettlingen/CH

Pschyrembel Klinisches Wörterbuch, (1998), Helmut Hildenbrandt, Auflage 258, Berlin

Rheker Uwe,(1997), Tauchen mit behinderten Menschen, Paderborn, Selbstverlag 1997 folgende Aufsätze wurden verwendet:
Lerch Michael, Tauchen mit Handicap
Rheker Uwe, Integrationssport - gemeinsamer Sport von behinderten und nichtbehinderten Menschen - auch beim Tauchen?
Rheker Uwe, Begrüßung
Schilling Heidi, Ein Erfahrungsbericht!? oder Ein neues Leben!?
Parry Maurice, Tauchen als Rehabilitation für Querschnittsgelähmte

Schwabe, J./Welslau, W./Wilkens, C., (1994), Behindertentauchen in der Zeitschrift "Divemaster", 2/1994, S. 53 - 59

Speck, O., (1991) System Heilpädagogik. Eine ökologische reflexive Grundlegung. München/Basel, 1991 (2. Aufl.)

Stross M., Kornacher H. (1992) Dokumentarisches Videofilmen, Augustus Verlag, Augsburg

Universität Potsdam, Infoblatt: Berufliches Integrationsprojekt für Schwerstbehinderte mit begleitendem Fitneßprogramm, Potsdam, 1999


Internetadressen

http://faculty.washington.edu/ekay/asthma.html
http://members.aol.com/divecasino/index2.html
http://naturaerzte.ch/nvs6/nvs6.html
http://set.gmd.de/mueller/cpics/Dive.htm
http://userpage.fu-berlin.de/infospo
http://www.dietauchpartner.de
http://www.diversionOZ.com/spumsdia.htm
http://www.eckla.de/satz1.html
http://www.hsa-germany.com
http://www.iahd.org
http://www.tais.de/bebinder.htm
http://www.online-club.de/m0/rp10326
http://www.online-club.de
http://www.padi.com
http://www.studio-aust.com/rike/sharm2.html
http://www.taucher.net
http://www.taucher.net/reissig
http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF/11/kh_d-015.htm
http://www.vdst.de/behinder.htm